Das maligne Pleuramesotheliom, ist eine aggressive Krebserkrankung des Rippenfells, die in vielen Fällen durch Asbestexposition verursacht wird. Aufgrund steigender Inzidenz, limitierter Therapieoptionen und häufiger Chemo- und Strahlenresistenz dieses Tumors, ist die Suche nach neuen Therapieansätzen dringend notwendig. Fibroblasten Wachstumsfaktoren (FGFs) und ihre Rezeptoren sind Teil eines Signalsystems, welches Funktionen wie Zellproliferation, Migration und Zelltod reguliert. Ist die Kontrolle dieser Signale gestört, kann es zur Krebsentstehung kommen. FGF-Rezeptoren gelten daher als wichtige Mediatoren für die Entstehung und Progression von Krebserkrankungen, aber auch als mögliche Angriffspunkte für neue Therapien.
In ihrer Arbeit „Fibroblast Growth Factor Receptor Inhibition Is Active against Mesothelioma and Synergizes with Radio- and Chemotherapy“ welche vor Kurzem in dem Top-Journal American Jounal of Respiratory and Critical Care Medicine (AJRCCM) erschienen ist, beschreiben Karin Schelch vom Institut für Krebsforschung und Alireza Hoda von der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie zum ersten Mal die Rolle von FGF-Rezeptoren beim Pleuramesotheliom. Das Projekt wurde von Michael Grusch geleitet und teils am Institut für Krebsforschung und teils am Anna Spiegel Center for Translational Research der Medizinischen Universität Wien durchgeführt.
Das interdisziplinäre Forscherteam konnte eine Überexpression des FGF-Rezeptors FGFR1 und der Liganden FGF2 und FGF18 im Vergleich zu normalem Pleuragewebe nachweisen. Stimulierung mit FGF2 führte zu erhöhtem Zellwachstum sowie einer Steigerung der Zellmigration und Invasion. Im Gegensatz dazu kam es bei Blockierung von FGFR1 durch Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) zu einer deutlichen Reduktion von Proliferation, Überleben, Migrationsfähigkeit und Spheroidbildung der Tumorzellen. Vergleichbare Ergebnisse wurden mit einer alternativen Strategie erzielt, der Expression eines dominant-negativen FGFR1 in den Tumorzellen. Auch in einem Mausmodell wurde sowohl mit dem Inhibitor, als auch mit dem dominant-negativen FGFR1, signifikant weniger Tumorwachstum beobachtet. Wurde FGFR1 Inhibierung mit Cisplatin Behandlung der Zellen oder mit Bestrahlung kombiniert, kam es zu synergistischer Interaktion, also zu Verstärkung der einzelnen Behandlungseffekte.
Zusammengefasst konnten Schelch und Hoda zeigen, dass FGF Signale eine essentielle Rolle für das Wachstum, Überleben und maligne Verhalten von Mesotheliomzellen spielen. Die Inhibierung der Rezeptoren reduziert einerseits Tumorwachstum und Aggressivität, andererseits verstärkt es auch die Effekte von Chemo- und Radiotherapie und stellt somit einen potentiellen neuen Therapieansatz dar.
Karin Schelch, 1987 geboren, studierte von 2005 bis 2011 Molekulare Biologie an der Universität Wien. Seit 2010 ist sie Teil der Forschungsgruppe von Michael Grusch am Institut für Krebsforschung, wo sie bereits ihre Diplomarbeit verfasst hat und nun an der Dissertation arbeitet. Ihre Projekte beschäftigen sich mit der Familie der Fibroblasten Wachstumsfaktoren, deren Interaktionen mit anderen Regulationssystemen wie microRNAs, sowie deren Rolle in der Entstehung und der Progression des Pleuramesothelioms.
Karin Schelch wurde im September 2012 im Rahmen der „11th International Conference der International Mesothelioma Interest Group (IMIG)“ in Boston für ihre Arbeit „Fibroblast growth factor signaling - a new target in Mesothelioma therapy?“ mit dem Young Investigator Travel Award ausgezeichnet. 2013 erhielt sie das Marietta-Blau Stipendium des OEAD, welches ihr einen 6-monatigen Forschungsaufenthalt im „Asbestos Diseases Research Institute (ADRI)“ in Sydney, Australien, ermöglichte. Für die Teilnahme und Präsentation ihres Abstracts für die diesjährige IMIG-Konferenz in Kapstadt erhielt Karin Schelch einen Young Scientist Travel Grant des Comprehensive Cancer Center Wien.
Mir Alireza Hoda, 1978 in Teheran geboren, promovierte 2006 an der Medizinischen Universität Wien mit Dissertation zum Thema „Adipozytokine und bariatische Chirurgie“. Seit 2006 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie und seit 2008 am Institut für Krebsforschung. Seit 2009 ist Alireza Hoda in Ausbildung zum Facharzt für Thoraxchirurgie an der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie, Universitätsklinik für Chirurgie.
Parallel zur Facharztausbildung begann Alireza Hoda sein PhD-Studium zum Thema “ Genomic and gene expression alterations in malignant pleural mesothelioma: clinical and biological impact“, welches kurz vor dem Abschluss steht. In dieser Zeit konnte er mehrere Forschungsgrants einwerben, darunter: Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank, Medizinisch-Wissenschaftlichen Fonds des Bürgermeisters der Stadt Wien, Fonds aus den Mitteln der Herzfelderstiftung, Fonds der Stadt Wien für Innovative interdisziplinäre Krebsforschung, Fördermittel der Hans und Blanca Moser Stiftung und mehrere Pharma Research Grants. Neben zahlreichen Präsentationen national und international ist er seit 2013 auch Vortragender bei der Vienna Cancer School und Summer School on Oncology. Dr. Hoda erhielt mehrere Leistungs- und Förderungsstipendien im Rahmen des Medizinstudiums und ist Träger von Preisen und Reisestipendien verschiedener nationaler und internationaler Gesellschaften. Klinisch ist er vor allem in der chirurgischen und interdisziplinären Behandlung von Lungenkrebs- und Pleuramesotheliom-Patienten tätig.
Service: American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (AJRCCM)
“Fibroblast Growth Factor Receptor Inhibition Is Active against Mesothelioma and Synergizes with Radio- and Chemotherapy”.
Karin Schelch, Mir A. Hoda, Thomas Klikovits, Julia Münzker, Bahil Ghanim, Christina Wagner,Tamas Garay, Viktoria Laszlo, Ulrike Setinek, Balazs Dome, Martin Filipits, Christine Pirker, Petra Heffeter, Edgar Selzer, Jozsef Tovari, Szilvia Torok, Istvan Kenessey, Klaus Holzmann, Bettina Grasl-Kraupp, Brigitte Marian, Walter Klepetko, Walter Berger, Balazs Hegedus, and Michael Grusch Am J Respir Crit Care Med. 2014 Oct 1;190(7):763-72.
» Labor zur Erforschung von Rippenfellkrebs eingerichtet
» Comprehensive Cancer Center Vienna
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