Skip to main content English

Thomas Vogl erhält Elisabeth Lutz-Preis der Akademie der Wissenschaften

Thomas Vogl, Forschungsgruppenleiter am Zentrum für Krebsforschung der MedUni Wien, wurde von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit dem Elisabeth Lutz-Preis ausgezeichnet. Vogl forscht über die komplexe Immunantwort von Antikörpern vor allem gegenüber dem intestinalen Mikrobiom im Rahmen von Autoimmunerkrankungen und Krebs.

Menschen sind Metaorganismen, die von einer Vielzahl von Mikroben bedeckt sind, die als „Mikrobiom“ bezeichnet werden. Diese Mikroorganismen beeinflussen verschiedene Aspekte der menschlichen Gesundheit, wobei vor allem Bakterien im Verdauungstrakt (Darmmikrobiom) verschiedene Zellen des Immunsystems beeinflussen. Wenn einer oder mehrere Faktoren dieses delikaten Zusammenspiels in ein Ungleichgewicht kommen, kann das zu verschiedenen Erkrankungen führen – die genauen Mechanismen und mögliche Therapien sind jedoch nur unvollständig verstanden.

Das Ziel der Forschungsarbeit von Thomas Vogl ist es, einen ganzheitlichen Überblick über die Interaktionen des Mikrobioms mit dem menschlichen Immunsystem zu gewinnen. Dazu kombiniert er experimentelle Biologie (Hochdurchsatz-Immunoassays, die von Pipettier-Robotern durchgeführt werden) mit künstlicher Intelligenz (Machine Learning, Datenwissenschaft). Ein Hauptfokus liegt dabei auf Antikörpern, von denen Menschen große Mengen produzieren. Aber welche Strukturen des Mikrobioms von diesen Antikörpern gebunden werden, und welche Rolle das in verschiedenen Erkrankungen (wie z.B. Morbus Crohn) spielt, ist weitestgehend unbekannt. Während eines Forschungsaufenthalts am Weizmann-Institut nahe Tel Aviv hat Thomas Vogl eine neue Methode namens PhIP-Seq (Phage Display Immunoprecipitation Sequencing) angewendet und damit menschliche Antikörper in nie dagewesener Tiefe untersucht.

Mit seiner Forschungsgruppe am Zentrum für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien wendet er jetzt diese leistungsstarke Technologie an, um die Rolle der Mikrobioms und des Immunsystems in verschiedenen Krankheiten (Krebs, Autoimmunerkrankungen) zu entschlüsseln. Dieser Ansatz ist breit einsetzbar, da der Nachweis einer Vielzahl von Immunreaktionen aus einem einzigen Blutstropfen ermöglicht wird. Mit dieser innovativen Methode wurde bereits eine Fülle neuer Biomarker identifiziert, die den Weg zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze ebnen.

Zur Person
Thomas Vogl hat ein Studium der Molekularen Mikrobiologie an der Karl-Franzens-Universität Graz 2011 abgeschlossen; von 2011 an arbeitete er im Rahmen seiner Dissertation an der Technischen Universität Graz und promovierte im Februar 2015. Nach Forschungsaufenthalten an der University of Queensland (Australien, 2015/2016) und am Weizmann Institute (2017-2021) kehrte Thomas Vogl nach Österreich zurück. Seit 2022 ist er Gruppenleiter und Assistenzprofessor am Zentrum für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien. Preise und Auszeichnungen (Auswahl): Endeavour Research Fellowship der Australischen Regierung (2015), Schrödinger-Stipendium des FWF (2018), ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (2023), Koordinator des EU-Konsortiums „ID-DarkMatter-NCD“ (2024)

Der Elisabeth Lutz-Preis
Der Elisabeth Lutz-Preis wird an Wissenschafter:innen (bis max. acht Jahre nach der Promotion) für grundlagenorientierte und anwendungsoffene Forschung im Bereich der Bio- bzw. Lebenswissenschaften (Life Sciences) vergeben, insbesondere für neue Erkenntnisse oder innovative Forschungsansätze, die in weiterer Folge für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze hilfreich sein könnten.