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Toxikologie für Postgraduierte

Universitätslehrgang

Kanzerogen oder nicht? Lehrgang für Toxikologie startet im November 2024 mit neuem Curriculum. Gefragte Risk Manager prüfen Chemikalien auf ihre Sicherheit.

© Antoine2K/Shutterstock.com

Chemikalien in Modeartikeln, Weichmacher im Kinderspielzeug, Farbstoffe in der Wandfarbe oder Inhaltsstoffe eines Medikamentes – alle Chemikalien, die eingesetzt werden, müssen vor ihrer Zulassung toxikologisch streng geprüft werden. Dies ist die Aufgabe der Risk Manager oder Risk Assessoren, die eine fundierte Ausbildung nachweisen müssen. Der postgraduale Lehrgang für Toxikologie am Zentrum für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien bietet ein solche Ausbildung und richtet sich an Absolvent:innen verschiedener Studienrichtungen v.a. in den Bereichen Medizin, Naturwissenschaften, Umwelt und Landwirtschaft, Technik oder Recht. Der Kurs bildet auch die Grundlage für den Erwerb des Berufstitels „European Registered Toxicologist“, die „EUROTOX“, der Dachverband europäischer Toxikolog:innen, als Nachweis besonderer Qualifikation vergibt. Die Anmeldefrist läuft bis Ende Oktober, Start ist voraussichtlich im November 2024.

Chemikalien erhöhen über zwei verschiedene Mechanismen das Krebsrisiko: Einerseits können sie sich an die DNA anlagern, was bei Zellteilung den Einbau einer falschen Base verursachen kann. Die Erbinformation in den betroffenen Zellen wird somit verändert (Tumorinitiation, 1. Mechanismus), und es kommt dadurch zu einem Wachstumsvorteil gegenüber gesunden Zellen. Bei Einwirkung weiterer Chemikalien (z.B. Alkohol  Dioxin) oder auch hyperkalorischer und fettreicher Ernährung kommt dieser Wachstumsvorteil zum Tragen, indem die veränderten Zellen zunächst gutartige, später aber bösartiger Tumoren bilden können (Tumorpromotion, 2. Mechanismus).

Neues Curriculum umfasst Omics und Computersimulationen

Der postgraduale Lehrgang am Zentrum für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien bietet umfassende Kompetenz rund um chemische Sicherheit. Absolvent:innen sind qualifiziert, schädliche Auswirkungen chemischer Verbindungen auf Mensch, Tier, Umwelt und Klima zu erkennen, zu bewerten, darüber aufzuklären und zu beraten. Sie finden als Risk Manager oder Risk Assessoren Anstellungen in der Pharma-, Lebensmittel- oder Chemischen Industrie sowie in den Zulassungsbehörden auf nationaler, europäischer oder internationaler Ebene, wenn es darum geht, bei der Zulassung von neuen Medikamenten, Industriechemikalien und Lebensmittelzusatzstoffen zu mitzuwirken oder Strategien zu Prävention, Diagnose und Behandlung von Vergiftungen zu erarbeiten. Das im Frühjahr 2024 neu erarbeitete Curriculum umfasst nun stärker die Bereiche Omics, Epigenetics, Signatures (charakteristische Mutationen durch bestimmte Giftstoffe), Öko-Toxikologie, Nanopartikel, sowie Computersimulationen (In Silico Methoden). Die ca. 150 Vortragendenden sind internationale Expert:innen auf ihrem Gebiet. Unterrichtssprache ist Englisch.  Der Lehrgang dauert sechs Semester, findet berufsbegleitend in Form eines langen Wochenendes (Mi oder Do bis Sa) ca. alle 6 Wochen statt und wird, je nach endgültiger Teilnehmer:innenzahl, zwischen 2.000 und 2.500 EURO pro Semester kosten. Absolvent:innen tragen den Titel MSc (Continuing Education). Neu ist seit heuer, dass ein Einstieg in den Lehrgang nur mehr zu Kursbeginn, d.h. einmal alle drei Jahre, möglich ist. Daher ist eine Wartezeit von mindestens 3-Jahren unumgänglich, wenn Interessent:innen zum Termin im Herbst 2024 nicht mit dem Kurs beginnen.

Besonders besorgniserregende Stoffe

Rund 250 Millionen verschiedene Chemikalien sind heute in ihrer chemischen Struktur definiert (sog. CAS-Nummern), 241 davon sind nach Definition des EU-Regelwerks „REACH“ sogenannte SVHCs - „Substances of Very High Concern“, also besonders besorgniserregende Stoffe, die v.a. krebserregende, erbgutschädigende und leibesfruchtschädigende Substanzen umfassen.  Als besonders kanzerogen gilt das Rauchen, das für rund 1/3 aller an bösartigen Tumorerkrankungen Verstorbenen in der westlichen Welt verantwortlich ist und damit einen ca. ebenso hohen Anteil an Krebstoten bewirkt wie sämtliche Ernährungsfaktoren zusammen genommen. In Zigarettenrauch finden sich unter anderem:

Polyaromatische Kohlenwasserstoffe, tabakspezifische Nitrosamine, Aromatische Amine, Benzol, Kadmium, Nickel oder Formaldehyd. Tabakrauch-assoziierte Krebsformen betreffen v.a. die Atemwege und den oberen Gastrointestinaltrakt, aber auch weitere innere Organe wie Niere und Pankreas. Auch Alkohol ist die Ursache von 3 – 5 % aller Krebstoten  in der westlichen Welt. Er kann z.B. zu Acetaldehyd verstoffwechselt werden, einem wichtigen Auslöser für Speiseröhrenkrebs,  oder in Leber und Pankreas (hier bei starkem Konsum) zu chronischen Entzündung führen, was ebenfalls einen höchst relevanten kanzerogenen Mechanismus darstellt.  Insgesamt sind ca. 66 bis 75 Prozent aller Krebstodesfälle in der westlichen Welt eine Folge der Einwirkung chemischer Kanzerogene. Aber auch zahlreiche andere Erkrankungen werden  durch Giftstoffe verursacht, ausgelöst oder verstärkt. Beispiele sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, COPD, neurologische Defekte, Missbildungen bei ungeborenen Kindern oder Störungen der Fruchtbarkeit. Die Chemikalien gelangen dabei aus der  Umwelt, v.a. über kontaminierte  Atemluft,  oder Ernährung in unseren Körper, oft auch als Sucht- und Genussmittel (siehe Tabakrauch, Alkohol).

Starke Aufmerksamkeit für das Thema

Nicht zuletzt durch aktuelle Umweltdiskussionen erhält das Thema Toxizität einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Insgesamt verzeichnet der Bereich ein Mehr an eingesetzten Substanzen, ein Mehr an Regelungen, aber auch ein Mehr an Aufmerksamkeit. „Besonders herausfordernd ist, dass ein Schaden durch chemische Gifte sich oft erst  Jahrzehnte (siehe Krebs) oder sogar Generationen (siehe während der Schwangerschaft rauchende zukünftige Großmutter, die die sich bildendenden   Keimzellen Ihres ungeborenen Kindes schädigt, aus denen einmal ihre Enkel entstehen werden) später zeigen kann. Aus diesem Grund ist es uns sehr wichtig, in dem Lehrgang komplexes und umfassendes Wissen über  Toxizität zu vermitteln und so zur Chemikaliensicherheit beitragen zu können“, betont die Lehrgangsleitung, d.h.  a.o. Univ. Prof.Wolfgang Huber und a.o. Univ. Prof. Hedwig Sutterlüty vom Zentrum für Krebsforschung.

Postgradualer Lehrgang Toxikologie
Wo Zentrum für Krebsforschung, Medizinische Universität Wien,
Borschkegasse 8A, 1090 Wien
Dauer 6 Semester, berufsbegleitend (ein langes Wochenende alle 6 Wochen)
Sprache Englisch
Kosten € 2.000 – 2.500 / Semester (je nach endgültiger Anzahl der Teilnehmer:innen)
Anmeldefrist 31. Oktober 2024 (da an diesem Tag die gesamte Administration schon erledigt sein muss, sollte die Lehrgangsleitung schon einige Tage vorher kontaktiert werden).
Start voraussichtlich November 2024
Abschluss MSc (Continuing Education), der Kursabschluss erfüllt einen wesentlichen Teil  der  Ausbildung zum ERT – European Registered Toxicologist.

Universitätslehrgang Toxikologie

Zentrum für Krebsforschung
Borschkegasse 8a
1090 Wien

T: +43 (0)1 40160-57564
UCTOX@meduniwien.ac.at